Frauen werden am Arbeitsplatz häufig diskriminert und die Ungleichheit der Geschlechter entwickelte sich zu einem dauerhaften Problem in der Weltwirtschaft. Der faire Handel kann als eine Lösung dazu beitragen, dass Frauen gestärkt und die Gleichstellung der Geschlechter gefördert wird. Die Fair-Trade-Zertifizierung soll sicherstellen, dass die Arbeiter*innen einen fairen Lohn erhalten, sichere Arbeitsbedingungen haben und nicht diskriminiert oder ausgebeutet werden. Kurz: Frauen sollen durch den fairen Handel Frauen empowert werden. Dringend nötig, wenn man einen kurzen Blick auf die politische Landschaft wirft.
Das Gefälle in der Weltwirtschaft
Obwohl Frauen etwa 50 % der weltweiten Erwerbsbevölkerung ausmachen, sind sie häufig mit ungleicher Behandlung und sogar Diskriminierung am Arbeitsplatz konfrontiert. Laut dem Global Gender Gap Report 2020 des Weltwirtschaftsforums wird es mehr als 257 Jahre dauern, bis die Kluft zwischen den Geschlechtern in Bezug auf wirtschaftliche Teilhabe und Chancen geschlossen ist. Nicht gerade gute Nachrichten, wenn ihr uns fragt. Frauen sind häufig in schlecht bezahlten, unsicheren Arbeitsplätzen beschäftigt und haben seltener Zugang zu Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten.
Dieses Gefälle schadet aber nicht nur den Frauen erheblich, es hat Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft. Eine Studie von McKinsey & Company ergab, dass die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter das weltweite BIP bis 2025 um 12 Billionen Dollar steigern könnte. Durch gezielte Förderungen der Geschlechtergleichstellung können Unternehmen und Regierungen zu einer besseren Welt Beitragen und gleichzeitig das Potenzial von Frauen erschließen.
Die Rolle des Fairen Handels bei der Stärkung der Frauen:
Im Allgemeinen versteht man unter dem fairen Handel ein System, das Produkte unter fairen Bedingungen herstellt. Das bedeutet, dass die Menschen, die sie herstellen, einen fairen Lohn erhalten, sichere Arbeitsbedingungen vorfinden und nicht diskriminiert oder ausgebeutet werden. Selbstverständlich können sich Unternehmen diese Sachen auch zertifizieren lassen – vom Fair-Trade-Siegel oder der WFTO beispielsweise.
Der faire Handel bietet den Frauen in der Wirtschaft viele Vorteile – besonders im globalen Süden. Indem er sicherstellt, dass Frauen einen fairen Lohn erhalten, trägt der faire Handel dazu bei, das geschlechtsspezifische Lohngefälle zu verringern. So erhalten Frauen ein stabiles Einkommen, was in der Konsequenz Armut verringert und zur wirtschaftlichen Entwicklung in den Gemeinden beiträgt.
Aber es gibt noch weitere Aspekte wie der faire Handel (und Unternehmen, die sich ihm verschreiben) zur Förderung der Gleichstellung beitragen. Einer davon ist die Möglichkeit für Schulungs- und Ausbildungsmöglichkeiten. Die Fair Trade Federation bietet beispielsweise Schulungen und Ressourcen an, um Unternehmerinnen bei der Gründung und dem Ausbau ihrer Unternehmen zu unterstützen.
Eine weitere Möglichkeit, die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern, besteht darin, das Problem der Kinderarbeit anzugehen. Wir werden an anderer Stelle noch intensiver auf das Thema eingehen, weil es zu komplex ist. Deswegen sagen wir an dieser Stelle nur so viel: Gerade im globalen Süden ist Armut oft so weit verbreitet, dass viele Familien auf die Unterstützung der Kinder in der Erwerbsarbeit angewiesen sind. Werden Kinder und Familien aus der Armut gehoben und Kinderarbeit auf der ganzen Welt sinnvoll bekämpft, kann auch das zur Gleichstellung beitragen.
Fallstudien: Fairer Handel und die Stärkung der Rolle der Frau
Kommen wir zum Abschluss noch auf ein Beispiel zu sprechen, das euch zeigen soll, was der faire Handel bewirken kann und schon bewirkt hat.
Ein eindringliches Beispiel sind die Kakaoerzeugerinnen in Ghana: Bei ‚Divine Chocolate‘ handelt es sich um ein ein Fair-Trade-Schokoladenunternehmen, das seinen Kakao von einer Genossenschaft von Bauer*innen in Ghana bezieht. Die Kooperative besteht zu über 85 % aus Frauen, die nun in der Lage sind, einen fairen Lohn zu verdienen und in ihre Gemeinden zu investieren. Das Unternehmen bietet auch Schulungen und Ressourcen an, um den Bäuerinnen zu helfen, ihre Anbaumethoden zu verbessern und ihre Erträge zu steigern.
Ein zweites Beispiel sind die Kunsthandwerker*innen aus Indien: Die ‚Ten Thousand Villages‘ ist ein Fair-Trade-Einzelhändler, dessen Produkte seine von Kunsthandwerker*innen aus der ganzen Welt kommen. Viele dieser Kunsthandwerker*innen sind Frauen, die durch den fairen Handel ihr eigenes Unternehmen gründen und ihre Familien versorgen konnten. Das Unternehmen bietet Schulungen und Ressourcen an, um den Kunsthandwerkern zu helfen, ihr Handwerk zu verbessern und ihren Absatz zu steigern.
Quellen:
- https://de.euronews.com/2020/01/23/davos-2020-noch-257jahre-bis-zur-geschlechterparitat-in-der-wirtschaft
- https://www.mckinsey.com/de/news/presse/fur-mehr-gleichberechtigung-von-frauen-weltweit-2-billionen-us-dollar-investment-notig
- https://www.tenthousandvillages.com
- https://www.divinechocolate.com