Schauen wir uns doch erstmal die verschiedenen Plastikarten an, um dann über den Bioplastik zu sprechen. So sollte es auch einfacher sein zu bestimmen, ob (und in welchen Fällen) Bioplastik eine echte Alternative ist.
Thermoplaste sind bei Raumtemperatur flexibel. Nachdem sie geformt wurden kann man sie dehnen, verbiegen etc. im Gegensatz zu Elastomeren bleiben sie dann jedoch in dieser Form.
PE ist durchsichtig und widerstandsfähig gegen die meisten Säuren. Man kann diesen Plastiktyp in Flaschen, Verpackungsmaterialien und Dämmstoffen finden.
Diese Untergattung ist mit seinen Eigenschaften ähnlich zum PE, es hält jedoch höhere Temperaturen aus. PP wird für Inneneinrichtungen von Autos (bpsw. Im Amaturenbrett), im medizinischen Bereich aber auch in der Textilindustrie verwendet.
Dieser Stoff ist sehr langlebig und wasserabweisend. Er findet daher Nutzen in fast allen Lebensbereichen, zum Beispiel bei der Kabelisoliererung, auf Grund seiner guten elektrischen Isolationseigenschaften. PVC kann dehnbar, aber auch starr sein, je nachdem, wie die „Zutaten“ des PVC gemischt werden.
Genau wie PE ist PET transparent. Es ist nicht säureresistent und wird bei höheren Temperaturen verformt. Es gibt ein großes Problem mit PET-Flaschen – sie bestehen zum Teil aus recycling Materialien und daher lässt sich oft nicht mehr genau feststellen, welche Weichmacher enthalten sind. Außerdem gibt PET giftiges Acetaldehyd ab. PET ist der Grundstoff für Plastikflaschen, es kommt aber auch in der Textilindustrie zur Verwendung.
Diese Plastikarten kommen in einer molekularen Struktur daher. Was heißt das? Sie sind wie ein großes Molekül. Sie sind im Grunde das Gegenteil zu den Thermoplasten, weil sie sich, wenn sie erwärmt werden, zersetzen. Zudem sind sie weder dehnbar oder elastisch –versucht man sie zu verformen, brechen sie. Verwendet wird dieses Plastik bspw. für Lichtschalter oder Schutzhelme.
Sind sehr flexibel und elastisch – man sie bis zu ihrer doppelten Ursprungslänge dehnen ohne dass sie reißen. Sie schmelzen bei hohen Temperaturen und die meisten von ihnen können wieder und wieder verformt werden, weil sie immer in ihre Ursprungsform zurückkehren. Man verwendet sie für bspw. für Haargummis, Reifen und Radiergummis.
Nachdem wir einmal erklärt haben was es alles für Kunstsoffe gibt, kommen wir jetzt auch zum Bioplastik.
Woraus besteht Bioplastik? Biokunststoffe sind biologisch abbaubar, biobasiert oder halt beides. Und hier liegt auch schon die Krux in der Sache. Da Bioplastik nicht biobasiert sein muss, kann er genauso gut aus fossilen Stoffen hergestellt werden. Denn genauso wie beim normalen Plastik, gibt es auch beim Bioplastik eine große Anzahl unterschiedlicher Sorten, da gibt es BioPET, BioPE, BioPA, usw. ( biobasiert, nicht biologisch abbaubar) hergestellt aus Zuckerrohr, Melasse, Pflanzenölen. Oder PLA und PHA (biobasiert und biologisch abbaubar) hergestellt aus Stärke, Zuckerrohr, Zuckerrüben, Tapioka. Oder Biopolyester (teilweise biobasiert und biologisch abbaubar) aus Zuckerrohr u.ä. hergestellt… Ihr versteht wo die Reise hingeht. Falls ihr eine genaue Auflistung aller möglichen Alternativen wollt, haben wir sie euch hier verlinkt.
Kommen wir zu den Problemen mit Bioplastik.
Das Umweltbundesamt bezeichnet Biokunststoffe als „Mogelpackung“, da sie nicht unbedingt aus biologischen Stoffen hergestellt werden, in den Müllsortieranlage einfach aussortiert werden. Außerdem braucht Bioplastik, wenn er aus nicht fossilen Stoffen, hergestellt wird, Düngemittel, Pestizide usw. Wie? Bioplastik aus fossilen Stoffen? Leider ja. Die Anforderungen an Bioplastik richten sich vielmehr an die Zersetzbarkeit des Plastiks und nicht an die Herstellung. Das weitere Problem, dass der Bioplastik in den Müllanlage mit aussortiert und mit unserem Standardmüll mitverbrannt wird hängt vor allem mit der Geschwindigkeit des Zersetzungsprozesses zusammen. Da sich der Bioplastik viel langsamer zersetzt als unser Biomüll, kann er nämlich leider nicht dort „verarbeitet“ werden.
Das alles sind reale Probleme, die man im Auge behalten sollte und uns zeigen, dass wir noch eine lange Reise vor uns haben.
Aber es gibt natürlich auch positive Aspekte
Neben all den „negativen Aspekten“ gibt es aber auch ganz klare Vorteile! Wenn der Bioplastik aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt wird, wird er eben aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt. Das ist ein Win. Außerdem setzt er bei der Müllverbrennung weniger CO2 frei, auch das sollten wir auf unserer „Pro-Seite“ fett unterstreichen. Und wer weiß – vielleicht haben wir in fünf Jahren dann wirklich DEN Bioplastik, von dem wir heute nur träumen.
Festzuhalten bleibt, dass wir, als Gesellschaft, noch zu sehr an unserem Plastik hängen. Aber wenn wir nicht an einer Ecke anfangen und uns, wenn auch vielleicht, die Mogelpackung, aber doch insgesamt die bessere Alternative schnappen, um immer nur auf die perfekte Lösung zu warten kriegen wir wohl nie etwas geschafft. Ohne Unternehmen und Verbraucher*innen, die den nötigen Wandel anstoßen und Gelder für nachhaltigere Produkte ausgeben, wird niemals weiter geforscht noch bessere Alternativen zu entwickeln.
Und wir als Unternehmen sind fest davon überzeugt, dass wenn der Druck erstmal genug gestiegen ist und sich genug Bioplastik im Umlauf befindet, überlegen auch die Müllunternehmen wie sie diesen besser „verarbeiten“ können und passen ihre Prozesse entsprechend an.
Wer wirklich ganz verrückt ist, kann außerdem einfach mal Bioplastik selber herstellen. Ist wirklich nicht schwer. Versprochen. Wie haben’s natürlich selber mal ausprobiert und das Ergebnis könnt ihr hier sehen.
Quellen:
- http://www.plasticskills.com/htcms/de/plastik—die-fakten.html
- http://www.5gyres.org
- http://www.plastic-planet.at/arten-und-herstellung-von-plastik/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Kunststoff
- http://www.stephensinjectionmoulding.co.uk/thermoplastics
- http://www.tis-gdv.de/tis_e/verpack/kunststo/arten/arten.htm
- http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0734975008000141
- http://www.adhesiveandglue.com/elastomer.html
- http://www.technikatlas.de/~tb4/fraktionier.htm
- https://www.chemie.fu-berlin.de/chemistry/kunststoffe/synthese.htm
- http://www.chemie.fu-berlin.de/chemistry/kunststoffe/kennen.htm
- http://www.atsdr.cdc.gov/HEC/CSEM/pcb/docs/pcb.pdf